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Fujitsu schließt Augsburg

Gebetsmühlenartig hat das Fujitsu Management immer wieder beteuert, am wichtigen Fertigungsstandort Augsburg festzuhalten. Jetzt steht fest, 2020 schließt Deutschlands letzte große Computer- und Motherboardfertigung.

Foto Blogautor

Andreas Raum

Montag, 29. Okt. 2018

Erinnern Sie sich noch daran, als der spätere Bundesverdienstkreuzträger Winfried Hoffmann, damals Chef des deutsch taiwanesischen PC-Herstellers ASI Sömmerda rettete? Der ehemalige Standort des DDR Computerbauers VEB Kombinat Robotron beschäftigte über 30000 Mitarbeiter, bei ASI verblieben zunächst rund 300.

Heute arbeiten in Sömmerda noch 80 Personen für Fujitsu, davon 60 „direkt am Produktgeschäft des Herstellers“, wie es in einem Beitrag der Thüringer Allgemeinen heißt.

Die 60 Arbeitsplätze werden bald wegfallen, denn „Fujitsu organisiert seine Produktsparte neu“, wie es in einer Unternehmensmeldung heißt.

Hinter der Meldung stehen große Neuigkeiten, viele Arbeitsplätze und reichlich politischer Sprengstoff. Betroffen ist „Augsburg“ in den 90er Jahren eine der modernsten Computerfertigungen der Welt. Hier fertigte Siemens Nixdorf PCs, Server und Motherboards.

Als sich das Unternehmen zum ersten mal vom PC-Geschäft trennen wollte, hatte Acer Chef Stan Shih ein Auge auf die Produktionsstätte geworfen, um die Expansion seines Unternehmens in Europa voranzutreiben. Dem Vernehmen nach sei die Enttäuschung in Taipei groß gewesen, als die Übernahme scheiterte.

1999 wechselte das Werk dann den Besitzer, der neue Betreiber war ein Gemeinschaftsunternehmen von Fujitsu und Siemens, Fujitsu Siemens Computers. Als Siemens zehn Jahre später seine Anteile an den japanischen Partner veräußerte, wechselte auch Augsburg den Besitzer.

Über die Jahre gab es immer wieder ätzende Gerüchte, Augsburg sei von der Schließung bedroht, genau wie kraftvolle Dementis der jeweiligen Besitzer (zum Beispiel hier) .

Jetzt kommt das Aus. Weil aus dem Produkt- immer stärker ein Dienstleistungsgeschäft wird, ordnet Fujitsu seine Geschäftsfelder neu: „Infolge dieser Änderungen plant Fujitsu, die Aktivitäten in den Bereichen Produktentwicklung, Fertigung und Logistik in Deutschland auslaufen zu lassen und den Standort Augsburg bis spätestens September 2020 vollständig zu schließen.“

Rund 1800 Arbeitsplätze sollen betroffen sein. IG Metall läuft Sturm. Auch die Ankündigung von Fujitsu, „in neue Arbeitsplätze in Wachstumsbereichen in Deutschland zu investieren“, kann da wenig trösten. Mit Augsburg geht in weiteres Stück deutscher und europäischer IT-Geschichte zu Ende.

Konsolidierung hin und Globalisierung her, irgendwie traurig ist das schon.

Bildquelle(n): Fujitsu / Fujitsu /


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